Grüner Star | Glaukom

Grüner Star | Glaukom

Was ist ein Grüner Star?

Der Grü­ne Star, auch Glau­kom genannt, bezeich­net eine Rei­he von unter­schied­li­chen Augen­er­kran­kun­gen, die zum Ver­lust von Ner­ven­fa­sern füh­ren. Der Seh­nerv wird dabei durch ein Miss­ver­hält­nis zwi­schen Augen­in­nen­druck und Durch­blu­tung geschädigt.

Der Begriff „Glau­kom“ stammt aus dem Grie­chi­schen und bedeu­tet so viel wie glän­zend, hell, leuch­tend. Wenn Glau­kom die Far­be das Meer beschreibt, bedeu­tet es bläu­lich. Er lei­tet sich von der blau­grau­en Far­be der Regen­bo­gen­haut (Iris) ab, die bei chro­ni­schen Ent­zün­dun­gen auf­tritt. Im 16. Jahr­hun­dert änder­te man in Frank­reich die Bezeich­nung dann von bläu­lich in grün, da in Nord­frank­reich das Meer eher grün­lich wirkt. Die Bezeich­nung „Star“ wird seit dem 8. Jahr­hun­dert als Bezeich­nung für Lin­sen­trü­bun­gen verwendet.

Im frü­hen Sta­di­um der Krank­heit bemerkt der Pati­ent kei­ner­lei Sym­pto­me. Doch das Abster­ben der Ner­ven­fa­sern führt zu Gesichts­feld­aus­fäl­len, die sich all­mäh­lich im mitt­le­ren Sicht­feld aus­brei­ten. Auch dies bemerkt der Betrof­fe­ne zunächst nicht, da das jeweils ande­re Auge die­se Aus­fäl­le aus­gleicht. Erst wenn dies nicht mehr mög­lich ist, fällt der Gesichts­feld­aus­fall (Sko­tom) auf. Bei einem wei­te­ren Fort­schrei­ten der Erkran­kung fällt das Gesichts­feld ganz aus und auch die zen­tra­le Seh­schär­fe ist betroffen.

Ursachen für Grünen Star

Alle Bedin­gun­gen, die den Augen­in­nen­druck erhö­hen bzw. den Blut­druck im Seh­ner­ven­kopf ver­rin­gern, kön­nen zu einem Glau­kom bzw. Grü­nen Star füh­ren. Die Seh­ner­ven­schä­di­gung beim Grü­nen Star erkennt man an der dafür cha­rak­te­ris­ti­schen Aus­höh­lung der Papil­le. Sie betrifft zunächst die Ner­ven­fa­sern in der mitt­le­ren Netz­haut­pe­ri­phe­rie und schrei­tet dann wei­ter zum Zen­trum fort.

Bei der Ent­ste­hung eines Glau­koms kön­nen fol­gen­de Risi­ko­fak­to­ren beitragen:

  • Dia­be­tes mel­li­tus (Zucker­krank­heit)
  • Erhöh­ter Augeninnendruck
  • hohe Kurz- bzw. Weitsichtigkeit
  • hohes Alter
  • sehr nied­ri­ger Blut­druck oder stark schwan­ken­der Blutdruck
  • gene­ti­sche Veranlagung
  • Durch­blu­tungs­pro­ble­me an Hän­den und Füßen

Das Auge braucht zur Erhal­tung von Form und Seh­funk­ti­on einen bestimm­ten Innen­druck, der durch das im Augen­in­ne­ren befind­li­che Kam­mer­was­ser gewähr­leis­tet wird. Im nor­ma­len Auge wird die­ser Druck durch ein Gleich­ge­wicht erzeugt zwi­schen pro­du­zier­tem und abflie­ßen­dem Kam­mer­was­ser. Das Kam­mer­was­ser, das auch wich­ti­ge Nähr­stof­fe für Augen­lin­se und Horn­haut ent­hält, wird vom Zili­ar­kör­per pro­du­ziert und fließt dann von der hin­te­ren in die vor­de­re Augen­kam­mer. Dort strömt es durch ein Maschen­werk (Tra­be­kel­werk) über den Schlemm’schen Kanal in den Blutkreislauf.

Formen und Symptome des Glaukoms

Wenn beim Grü­nen Star etwa 70 Pro­zent der Ner­ven­fa­sern betrof­fen sind, ent­ste­hen bogen­för­mi­ge Gesichts­feld­ein­schrän­kun­gen, die im mitt­le­ren Gesichts­feld auf­tre­ten. Die­se wer­den jedoch von den Betrof­fe­nen des Grü­nen Stars oft nicht wahrgenommen.

Primäre Offenwinkelglaukome

Als pri­mä­re Offen­win­kel­glau­ko­me bezeich­net man Glau­ko­me, die nicht durch eine ande­re Augen­er­kran­kung ver­ur­sacht wer­den (idio­pa­thisch).

Die­se Form des Grü­nen Stars des Auges tritt sehr häu­fig ab dem 40. Lebens­jahr auf, wobei es zu gene­ti­schen Häu­fun­gen kommt. Bei einem pri­mär chro­ni­schen Glau­kom ist der Abfluss­be­reich im Kam­mer­win­kel auf Grund dege­ne­ra­ti­ver Ver­än­de­run­gen behin­dert. Der Druck im Inne­ren des Auges bei die­ser Art des Grü­nen Stars erhöht sich sehr lang­sam. Schmer­zen ver­spü­ren die Betrof­fe­nen dabei nicht.

Eine beson­de­re Form des pri­mär chro­ni­schen Glau­koms ist das soge­nann­te Nor­mal­druck­glau­kom. Dabei nimmt der Seh­nerv trotz schein­bar nor­ma­ler Innen­druck­wer­te Scha­den. Auf Grund unter­schied­lichs­ter Fak­to­ren bei die­ser Art des Grü­nen Stars wird die Durch­blu­tung an der Papil­le ein­ge­schränkt. Das führt zu einer Schä­di­gung der Seh­ner­ven­fa­sern bezie­hungs­wei­se zum Grü­nen Star.

Gele­gent­lich ent­steht ein Grü­ner Star bereits wäh­rend der Embryo­nal­zeit. Dabei kommt es zu Stö­run­gen beim Abfluss des Kam­mer­was­sers. Häu­fi­ge Ursa­che dafür ist eine Röteln-Infek­ti­on wäh­rend der Schwan­ger­schaft.  Der dabei erhöh­te Augen­in­nen­druck kann zu einer Ver­grö­ße­rung des Aug­ap­fels führen.

Um eine dau­er­haf­te Ver­schlech­te­rung des Seh­ver­mö­gens zu ver­hin­dern, müs­sen früh­zei­tig Unter­su­chun­gen bzw. even­tu­ell auch eine Ope­ra­ti­on durch­ge­führt werden.

Bei Sym­pto­men wie Trü­bung der Horn­haut, einem ver­grö­ßer­ten Horn­haut­durch­mes­ser und Licht­scheu­heit des Kin­des soll­ten zur Vor­beu­gung die Augen unter­sucht werden.

Sekundäre Offenwinkelglaukome

Grund­sätz­lich ist nie­mand davor gefeit, am ­Grü­nen Star zu erkran­ken. Es gibt aber ­bestimm­te Risikofaktoren:

  • Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2 (Zucker­krank­heit)
  • intraoku­la­re Tumore
  • Ver­let­zun­gen
  • Augen­ent­zün­dun­gen

Eine spe­zi­el­le Art des sekun­dä­ren Glau­koms ist das PEX-Glau­kom. Der Abfluss des Kam­mer­was­sers wird hier auf Grund von fein­fi­bril­lä­ren Abla­ge­run­gen im Kam­mer­win­kel sowie auf der Lin­se behin­dert. Dadurch kön­nen mas­si­ve Druck­stei­ge­run­gen auftreten.

Bei Eng­win­kel­glau­ko­men ist der Abfluss des Kam­mer­was­sers auf Grund einer Eng­stel­le zwi­schen Horn­haut und Iris behin­dert. Dadurch erhöht sich der Augen­in­nen­druck ste­tig, was schließ­lich zu einer Schä­di­gung des Seh­nervs bzw. zum Grü­nen Star führt.

Von die­ser Form des Grü­nen Stars sind vor allem Per­so­nen mit hoher Weit­sich­tig­keit bzw. fort­ge­schrit­te­nem Grau­en Star betrof­fen. Der Augen­in­nen­druck kann außer­dem durch pupil­len­er­wei­tern­de Medi­ka­men­te oder anti­cho­li­nerg wir­ken­de Mit­tel anstei­gen und bis hin zu einem Glau­kom­an­fall führen.

Der Kam­mer­win­kel kann durch die Regen­bo­gen­haut plötz­lich ver­legt wer­den, sodass der Kam­mer­was­ser­ab­fluss blo­ckiert wird. Dies führt zu einer enor­men Druck­erhö­hung und zu einem sehr har­ten Augapfel.

Die Sym­pto­me rei­chen dabei von Augen­schmer­zen und gerö­te­ten Augen bis hin zu Übel­keit und Erbre­chen. Oft­mals kann es auch zu einem plötz­li­chen Seh­ver­lust kommen.

Beglei­tend dazu tre­ten sehr star­ke Kopf­schmer­zen, Herz­rhyth­mus­stö­run­gen bzw. das Sehen von Farb­rin­gen auf. Manch­mal reagiert die Pupil­le kaum oder gar nicht auf Licht­ein­strah­lung. Ein Glau­kom­an­fall ist ein abso­lu­ter Notfall.

Behandlung des Grünen Stars

Bei einer Schä­di­gung des Seh­nervs auf­grund eines Grü­nen Stars muss der Augen­in­nen­druck dau­er­haft gesenkt wer­den. Sym­pto­me, wie der Druck bei der Erkran­kung des Auges, tre­ten unter­schied­lich auf. Der Druck ist dabei unter­schied­lich hoch und muss durch regel­mä­ßi­ge Kon­trol­len gefun­den wer­den. Das ermög­licht eine anschlie­ßen­de Behand­lung des Grü­nen Stars.

Das The­ra­pie­ziel ist dabei eine Ver­hin­de­rung des Fort­schrei­tens der Erkran­kung, da auf­ge­tre­te­ne Schä­den nicht mehr rück­gän­gig gemacht wer­den können.

Der ers­te Schritt in der Behand­lung eines Glau­koms ist die Medi­ka­ti­on mit Augen­trop­fen. Außer­dem kön­nen ope­ra­ti­ve Ver­fah­ren fol­gen, wobei hier vor allem die Tra­be­kulek­to­mie Anwen­dung fin­det. Eine Alter­na­ti­ve zur medi­ka­men­tö­sen The­ra­pie des Grü­nen Stars ist dar­über hin­aus eine so genann­te Laser-Trabekuloplastik.

Medikamentöse Therapie

Zur medi­ka­men­tö­sen Behand­lung eines Grü­nen Stars des Auges ste­hen unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung. Dazu gehö­ren fol­gen­de Sub­stan­zen, die haupt­säch­lich in Form von Augen­trop­fen ver­ab­reicht werden:

  • Timo­lol, Levo­bu­no­lol, Beta-Blocker
  • Car­bachol, Pilo­car­pin, Cholinergika
  • Bri­mo­ni­din, Clonidin
  • Dor­zo­l­amid, Brinzolamid
  • Tra­vo­prost, Bima­to­prost, Latanoprost, Tafluprost
  • Can­na­bi­di­ol
  • Can­na­bi­nol

Die oben ange­führ­ten Medi­ka­men­te zur Behand­lung des Grü­nen Stars die­nen zur Ver­min­de­rung der Sym­pto­me wie der Kam­mer­was­ser­pro­duk­ti­on. Pro­sta­glan­di­ne eröff­nen einen neu­en Abfluss­weg (sog. uveo­skle­r­a­ler Abfluss­weg). Es ist mög­lich, die Mit­tel zur Behand­lung des Grü­nen Stars zu kom­bi­nie­ren. Häu­fig ist eine lebens­lan­ge The­ra­pie erforderlich.

Laseroperation

In über 90 % aller Fäl­le erreicht man mit Medi­ka­men­ten eine aus­rei­chen­de Sen­kung des Augen­in­nen­drucks, daher sind ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe sel­ten. Ope­ra­tio­nen wer­den in aller Regel nur durch­ge­führt, wenn die medi­ka­men­tö­se The­ra­pie nicht zu einer aus­rei­chen­den Druck­sen­kung führt, ein Glau­kom­scha­den trotz The­ra­pie fort­schrei­tet oder erheb­li­che Unver­träg­lich­kei­ten der Medi­ka­men­te auftreten.

Sowohl Laser­the­ra­pie als auch Glau­ko­m­ope­ra­tio­nen die­nen in ers­ter Linie dazu, den Augen­in­nen­druck zu sen­ken. Die Durch­blu­tung der Netz­haut kann durch die­se Ein­grif­fe nur indi­rekt ver­bes­sert werden.

Fol­gen­de Optio­nen ste­hen zur Auswahl:

  • Laser­zy­klo­de­struk­ti­on: Ver­ödung des Ziliarkörpers
  • Zyk­lok­ryo­the­ra­pie: Redu­zie­rung der Kam­mer­was­ser­pro­duk­ti­on des Zili­ar­kör­pers durch Kälte
  • Argon­la­ser­tra­be­kul­oplas­tik: Ver­bes­se­rung des Abflus­ses am Kam­mer­win­kel mit­tels Laser
  • Selek­ti­ve Laser-Tra­be­kul­oplas­tik: Ver­bes­se­rung des Kammerwasserabflusses
  • Neo­dym­i­um-YAG-Laser­i­ri­do­to­mie: Ver­bes­se­rung der Kam­mer­was­ser­pas­sa­ge durch das Schaf­fen einer Öff­nung in der Iris

Der Effekt einer Laser­be­hand­lung stellt sich nach etwa sechs Wochen ein. Der Augen­in­nen­druck des betrof­fe­nen Pati­en­ten kann um etwa 5–10 mm Hg gesenkt werden.

Operativer Eingriff

Sta­bi­li­sie­ren Laser­be­hand­lung oder Medi­ka­men­te den Grü­nen Star nicht, kann eine Ope­ra­ti­on einen künst­li­chen Abfluss schaf­fen. Ziel ist dabei, das gestör­te Gleich­ge­wicht zwi­schen Flüs­sig­keits­pro­duk­ti­on bzw. Flüs­sig­keits­ab­fluss dau­er­haft zu behe­ben. Dazu ste­hen fol­gen­de Ver­fah­ren zur Verfügung:

  • Tra­be­kulek­to­mie und Gonio­t­re­pan­a­ti­on: Erzeu­gung einer Abfluss­fis­tel an der Sklera (Leder­haut)
  • Gonio­to­mie und Tra­be­ku­lo­to­mie: Öff­nung des Tra­be­kel­ma­schen­werks und Ver­bin­dung der Vor­der­kam­mer mit dem Schlemm-Kanal
  • Iri­dek­to­mie: Druck­aus­gleich durch eine Öff­nung in der Regenbogenhaut
  • Kanalo­plas­tie: Ein­satz eines ring­för­mi­gen Implan­tats durch den Schlemm-Kanal

Welche Prognose liegt bei Grünem Star vor?

Grund­sätz­lich müs­sen Sie davon aus­ge­hen, dass ein unbe­han­del­ter Grü­ner Star zur Erblin­dung führt. Ist durch ein Glau­kom bereits eine Schä­di­gung ein­ge­tre­ten, so kann die­se trotz The­ra­pie nicht mehr rück­gän­gig gemacht werden.

Ein pri­mä­res Offen­win­kel­glau­kom ist ein chro­ni­scher Pro­zess, der rela­tiv lang­sam ver­läuft. Eine The­ra­pie kann die­sen Ver­lauf stop­pen. Bei recht­zei­ti­ger Dia­gno­se kann man mit einer ange­mes­se­nen Behand­lung eine gute Pro­gno­se errei­chen und die Sym­pto­me lindern.

Im Fal­le eines kon­ge­ni­talen Glau­koms bleibt sehr häu­fig eine Schä­di­gung mit ein­ge­schränk­ter Seh­schär­fe. Eine völ­li­ge Erblin­dung kann aber häu­fig ver­hin­dert werden.

Welche Vorbeugemaßnahmen können getroffen werden?

Um einem Glau­kom vor­zu­beu­gen, soll­ten Sie regel­mä­ßig einen Augen­arzt kon­sul­tie­ren. Ziel dabei ist, einen Grü­nen Star bereits im Früh­sta­di­um zu erken­nen, um so ein Fort­schrei­ten des Glau­koms ver­hin­dern zu können.

Hin­sicht­lich des Offen­win­kel­glau­koms emp­fiehlt es sich, ab einem Alter von 40 zumin­dest alle drei Jah­re eine Vor­sor­ge­un­ter­su­chung durch­füh­ren zu las­sen. Sym­pto­me soll­ten daher wach­sam beob­ach­tet und dem Arzt früh­zei­tig gemel­det werden.

Pati­en­ten, die bereits an einer Ver­let­zung des Auges lit­ten, soll­ten zumin­dest ein­mal pro Jahr den Innen­druck des Auges mes­sen lassen.